Das grosse Krabbeln

Neulich kam ein süsses Mädchen in meinen Salon in freudiger Erwartung eines neuen Haarschnittes. Gemeinsam wählten wir eine passende Frisur aus. Es sollte ein halblanger Bob sein mit Mittelscheitel. Ich begann ihre Haare zu kämmen und entdeckte ein ungebetener Gast auf ihrem Kopf. Frischfröhlich spazierte ein kleines Tierchen auf ihren Haaren herum. Zuerst dachte ich an eine verirrte Fruchtfliege, die auf diesem hübschen Haupt gelandet ist, bis ich beim weiteren Kämmen eine ganze Kolonie dieser Spezies entdeckte, inklusive bald schlüpfender Nachwuchs, der sich in einem Ei ans einzelne Haar festgeklebt hatte. Ohne Zweifel handelte es sich bei diesen Eroberern des Haaruniversums um LÄUSE! Mit einer mir leider nicht ganz gelungener Ruhe, versuchte ich dem süssen Mädchen die schlechte Nachricht zu überbringen. Ihre Miene verzog sich allmählich und sie kommentierte, dass es sie schon länger juckte. Daraufhin musste ich ihre Mutter informieren, die blitzschnell zu uns kam um sich den Schaden anzusehen. Ihr Verdacht, dass sich auch auf ihrem Kopf womöglich eine Läusestadt gebildet hatte, bestätigte sich beim Untersuchen ihrer Haare. Wir waren zuerst ratlos, wie wir vorgehen wollten. Es war klar, dass ich zuerst meine Instrumente desinfizieren musste, bevor ich mit weiteren Gästen arbeiten konnte. Und wie das so ist, begann es mich plötzlich auch zu jucken auf dem Kopf. Ich verschob also die anstehenden Termine ( schliesslich sollte sich diese Mannschaft nicht noch auf weitere Köpfe ausbreiten), putzte den Laden , schickte die beiden schockierten Frauen nach Hause und klatschte mir erstmal eine Packung Henna auf den Kopf. Ob es was brachte, wusste ich nicht, aber ich dachte mir, falls nur eine auf meinem Kopf gelandet ist, würde sie dabei sicherlich keine Eier legen wollen und hoffentlich unter der dicken Paste ersticken ( jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich so brutal rede. Aber es war sie oder ich!). Anschliessend band ich mir ein Tuch um den Kopf und besuchte die Opfer der Läuse zu Hause. Aus Panik hatte die Mutter sich bereits die Hälfte der Haare abgeschnitten und die ihrer Tochter gleich dazu. Auch das empfohlene Shampoo entfaltete in der Zwischenzeit bereits seine vernichtende Wirkung. Beim Ausspülen schwemmte es schon einige der Tierchen hinaus. Aber der Kampf war noch nicht gewonnen. Bewaffnet mit einem Lausekamm und ( Achtung, folgendes ist ein Geheimtipp für euch!) einer Tasse gefüllt mit Apfelessig, arbeitete ich mich Strähne für Strähne durch die Haare. Du nimmst ein Küchenpapier oder ähnliches, tauchst dein Kamm in den Essig und arbeitest dich von der Kopfhaut bis zu den Spitzen durch. Dann, streichst du mit dem Kamm über das Küchenpapier, um die Plagegeister und ihre Eier abzuwischen. Dieser Vorgang wiederholst du, bis du keine Läuse und Eier mehr auf dem Papier vorfindest. Wenn du fertig bist, tränkst du deine Haare grosszügig in Olivenöl und umwickelst sie straff mit Plastikfolie, damit keine Luft mehr rein kommt. Das lässt du ungefähr 3 Stunden einwirken. Somit sollten alle Läuse eliminiert worden sein. Unser Prozess dauerte ungefähr 5 Stunden exkl 3 Stunden einwirken. Es war ein kompletter Läusetag. Und wir schienen erfolgreich zu sein. Das grosse Krabbeln schien besiegt! Am Abend kontrollierte ich noch meine Kinder und mich selbst. Leicht paranoid übertrieb ich es ein wenig mit der Untersuchung in meiner Familie. Aber bis heute scheint es ruhig auf unseren Köpfen zu sein. Ich mag Gäste, aber manche sind bei aller Liebe dann doch unerwünscht. Ich wünsche euch ein krabbelfreies Wochenende. Und sonst, wisst ihr ja jetzt, was zu tun ist 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert