Vermutlich ist es den meisten von uns gar nicht bewusst, aber die Haare gehören unter anderem zum sensibelsten und intimsten Bereich unseres Körpers. Vor ein paar Jahren bin ich auf den Friseur und Lehrer „Martin Burri“ gestossen. Durch ihn habe ich einen tieferen Zugang zu diesem Wunderwerk der Natur, unser Kopfhaar, gefunden. Erstaunliches geschah, seit ich die Ausbildung bei ihm absolvierte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich im Leben immer findet, was sich sucht. So geschah es, dass mich eine wundervolle Friseurin, Psychologin und Autorin, Linda Hollatz, über die Landesgrenzen hinaus fand. In ihren Worten, fand ich mich bestätigt in meinem Umgang mit meinem Beruf.
Sie lanciert eine Studie zum Thema Trichotillomanie. Dieser Begriff kannte ich vorher nicht. Menschen mit dieser Krankheit rupfen sich zwanghaft die Haare aus. Gründe dafür gibt es einige. Der tiefere Ursprung liegt aber meist im seelischen Bereich. Die Betroffenen leiden nicht selten stark unter ihrem Zwang. Scham, niedriger Selbstwert, Verachtung sich selbst gegenüber, um nur ein paar der unangenehmen Gefühle der Betroffenen zu schildern, bilden den täglichen Kampf gegen sich selbst.
In dieser Studie von Linda Hollatz der Universität zu Köln, geht es darum aufzuzeigen, welche Wirkung ein achtsamkeitsbasierter Haartermin bei einer* Friseur*in für die Betroffenen hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Menschen die sich geschützt, verstanden und begleitet durch ihre*n Friseur*in fühlen, bereits nach einer Sitzung eine verbesserte Beziehung zu sich und ihren Haaren führen.
Ich war unglaublich gerührt davon, was ich alles spüren und lernen durfte durch meinen ersten Termin mit einer Betroffenen. Wie durch ein Wunder, fingen ihre Haare bereits nach den ersten Spitzen, die zu Boden fielen, an sich zu bewegen. Tränen durften fliessen. Es war, als würde sich eine lang verschlossene Tür bei ihr öffnen. Mir wurde wieder klar, dass jeder Mensch sein kleines Geheimnis in sich trägt. Wir wandern durch die Welt und glauben immer, bei allen andern läuft es besser. Dabei übersehen wir, mit welchen kleineren oder grösseren Problemen unser Gegenüber tagtäglich zu kämpfen hat. Aber kämpfen macht so müde. Dem dunklen Schatten die Hand reichen, der wohl oder über unser Jeder auf irgendeine Weise begleitet, erfordert Mut. Aber die Belohnung hinterher ist gewiss. Manchmal zeigt sich erst durch das Zuwenden des eigenen Schattens, wie einzigartig und wertvoll man ist.
Ich wünsche dir heute Mut und Achtsamkeit.