Bye bye 2023

Es ist ein grauer, nebliger Tag. Und irgendwie scheint mir, dass alle ausgeflogen sind. Die Strassen sind leer, die Stimmen der Nachbarswohnungen verstummt. Als würden alle noch versuchen, das beste aus den letzten Stunden des Jahres herauszuholen. So sind sie alle in die Berge gefahren, oder sonst an einen Ort, an dem das alte Jahr gebührend verabschiedet werden kann. Nur wir nicht. Wir sind da und sitzen im Nebel. Und ich fühl mich wohl dabei. Denn Nebel passt irgendwie gerade. Ab morgen beginnt ein neues Kapitel. Das Blatt wendet sich. Oder nicht?

Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, empfinde ich einen Cocktail an Gefühlen. Es gab einige erste Male in meinem persönlichen 2023. Das erste Mal habe ich Bücher veröffentlicht. Besonders, als ich mich mit dem Buch „Die Mamalution“ einem wichtigen Thema angenähert habe, war dies mein persönliches Highlight! Zum ersten Mal habe ich mich ausserdem einem familiären Thema gewidmet, welchem ich bisher aus dem Weg gegangen bin, weil aufwühlend und so. Aber es war befreiend. Ich kann nur empfehlen, sich ab und an unangenehmen Themen zu widmen.

Ich durfte dieses Jahr auch viel Liebe erfahren, und innerer Schönheit von Menschen begegnen. Ich lernte Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann und Dinge zu verändern, die ich nicht akzeptieren will.

Und dann lernte ich mich zu fürchten. Davor, dass die Welt eben nicht jedes Jahr neu beginnt, sondern alte Themen in jedes neue Jahr weitergetragen werden. Ich fürchte mich vor der Erkenntnis, dass Nächstenliebe und Solidarität mit einem Schlag verpuffen können und am Ende jeder seinen eigenen Interessen nachgeht. Komme was wolle. By the way, fürchten ist ok.

Dann lernte ich aber auch zu vertrauen. Darauf, dass in den grausamsten Ereignissen, immer eine Blume wächst. Sei es nur ein tiefes Mitgefühl für jemanden, oder die Hoffnung auf ungeahnte Möglichkeiten, die jede Situation bieten kann.

Stärke, Mut, Wachstum und alles was uns Menschen weiterbringt, entstehen aus den schwierigen Momenten im Leben. Wie Muskeln, die nur wachsen, wenn sie zuerst schmerzten. So habe ich einige schwierige Momente erlebt, aber ich bin durch sie gewachsen und ich habe mich verändert.

Das einzige, was sicher ist im Leben ist die Veränderung. Wir sollten ihr mit offenen Armen begegnen, denn sie wird so oder so eintreten. Ob wir wollen oder nicht.

So wird auch das neue Jahr alte Themen mit sich bringen, die verändert werden wollen.

Ich wünsche dir, dass du im neuen Jahr mutig bist dich deinen Lebensthemen zu widmen, und dass du deinen persönlichen Träumen einen Schritt näher kommen wirst. Du sollst aber auch liebevoll zu dir sein, denn du bist unglaublich wichtig für diese Welt.

Die Welt mag beängstigend sein mit den Kriegen, mit den steigenden Lebenskosten, mit den immer grösseren Erwartungen an die Gesellschaft. Mich persönlich macht sie momentan traurig und etwas hoffnungslos. Auch das ist ok. Manchmal braucht es die Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit um sich wieder neu zu finden. Manchmal muss man diese Gefühle auch einfach aushalten können, denn nichts bleibt immer so, wie es ist.

Alles was geschieht kann auch eine Chance sein. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern. So möchte ich mich mit diesen letzten Worten in diesem Jahr bei allen bedanken die mich begleitet haben, und freue mich auf die Zeit, die mit ihren Höhen und Tiefen auf uns alle zukommt. Lasst uns zusammen ein neues Kapitel beginnen! Und wer weiss, vielleicht gibts ja zur Abwechslung mal ein weltliches Happy End!

Eure Coralie

Die Welt von oben

Wie mir, so geht es vermutlich vielen von euch. Die traurigen Nachrichten in den Medien lassen uns alle sprachlos zurück. Bilder von unsagbarer Grausamkeit werden gezeigt. Ich möchte glauben, dass diese nicht echt sind, dass ich mir das alles nur einbilde. Aber dann muss ich mir eingestehen, dass es leider nicht nur eine fürchterliche Täuschung meiner Fantasie ist, sondern die Realität.

Würde ich die Erde vom Weltall aus beobachten, sähe ich auf der einen Seite Raketen, Häuser und Menschen zerstören, auf der anderen Seite Luxusvillen, in denen gefeiert, übertrieben verschwenderisch gelebt wird, um die innere Leere durch Gier zu füttern. Ich sähe Kinder, die nicht wissen was eine sorgenlose Kindheit bedeutet, weil sie täglich darum kämpfen müssen, genug zu essen und zu trinken zu haben. Andere Kinder wiederum weinen in ihren überfüllten Zimmern, um einen unerfüllten Spielzeugwunsch.

Dann wären da noch die Menschen, die mit Baggern und anderen schweren Fahrzeugen durch unsere weltliche Lunge – den Urwald – fahren, um den Lebensraum vieler Tiere zu zerstören. Das nur, weil auf der anderen Seite der Erde massenweise Tiere gemästet werden, um unsere Supermärkte mit billigen Leichenteilen auszustatten.

Ich sähe die verschmutzte Luft der Großstädte, welche die Menschen die darin Leben krank macht. Ich sähe Diebe, die nach dem großen Geld Ausschau halten und in Wohnungen einbrechen. Obdachlose, die in Schlafsäcken neben Einkaufszentren schlafen, während Geschäftsleute wie Roboter automatisierte Handlungen durchführen. Das alles, Tag für Tag. Ohne Freude am wirklichen Leben.

Ich sähe kriminelle Untergrundorganisationen, die kaum vorstellbare Verbrechen ausüben, um Ware zu produzieren für massenhaft Geld, während auf einem anderen Fleckchen Erde, ebendiese Ware konsumiert wird. Ohne ein Bewusstsein für die verheerende Konsequenz, die es mit sich bringt (in vielerlei Hinsicht).

Aus der Sicht des Weltalls würden mir die Tränen kommen, wenn ich beobachten würde, wie Menschen mit einem Boot über das weite Meer von ihrer traurigen Realität flüchten wollen und dabei ertrinken, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und das, obwohl ihr im Grunde genommen so wunderschönes Land wertvolle Bodenschätze hätte, die Potenzial für eine bessere Lebensqualität böten. Doch mein Blick würde auch auf die Länder fallen, die sich GEGEN die Menschen, die es trotz der unmöglich scheinenden Hürden geschafft haben das Meer zu überqueren, wehren wollen. Das alles, weil sie Angst davor haben den erworbenen Luxus, den sie durch den Klau der Bodenschätze besagter Länder eingeheimst haben, wieder zu verlieren.

Ich würde mir von oben denken: Hier hat es doch so viel unbewohnte Landschaft, warum kämpfen die da unten alle um immer die gleichen Flecken Erde? Platz hat es doch für uns ALLE … irgendwo. Die Natur schert sich doch nicht darum, wer wo wohnt und wer was ist, nur darum, dass sie zerstört wird.

Ich würde mir denken, dass es womöglich einen einzigen Schuldigen für das ganze Schlamassel gibt: Das Ego und der daraus resultierende Narzisst.

Der Narzisst beherrscht die Welt.

Die Lösung währe wohl eine kollektive Psychotherapie und Heilung eines JEDEN, seines verletzten inneren Kindes.

Denn dieses verletzte innere Kind haben wir, bewusst oder unbewusst, vermutlich alle. Am allermeisten diejenigen, die am lautesten sind.

Eine gesunde Psyche zerstört kein Leben.

Eine gesunde Psyche ist nicht gierig.

Eine gesunde Psyche ist empathisch.

Eine gesunde Psyche teilt gerne.

Eine gesunde Psyche schert sich um das Leben anderer.

Eine gesunde Psyche hat ein Herz.

Kleines haariges Weihnachtsmärchen

Weihnachten steht vor der Tür. Emily mag diese Zeit nicht besonders. Je näher das Weihnachtsfest rückt, desto angespannter wird die Stimmung in der Familie. Die Frage, wo sich denn alle Familienmitglieder treffen, wer sich was zu Weihnachten schenkt, oder ob man sich überhaupt was schenkt und natürlich die obligaten Streitereien , stiehlt dieser besinnlichen Zeit den gesamten Zauber.

Ein Tag vor dem Weihnachtsfest , welches nun bei Emilys Eltern stattfindet, stellt Emily erschrocken fest, dass sie noch nicht alle Geschenke hat. Und was soll sie anziehen? Ein neues Kleid muss auch her. So eilt sie in die Stadt und zwängt sich durch das Gedränge in den Läden. Sie scheint wohl nicht die Einzige zu sein, die noch auf den letzten Drücker Besorgungen zu erledigen hat. In Eile, lässt es sich nicht sonderlich gut Einkaufen. Halbwegs zufrieden mit ihren Geschenken muss sie jetzt noch ein hübsches Kleid finden. Sie probiert sich durch die immense Auswahl, während ihr Selbstwertgefühl dabei förmlich in den Keller sinkt. Die Beleuchtung in der Umkleidekabine mochte sie noch nie. Jedes Mal entdeckt sie etwas an sich, was ihr nicht gefällt. Diesmal sind es die Haare. Die vielen Spiegel zeigen ihr schonungslos ihre kaputten Spitzen von allen Seiten auf. Trotzdem will Emily auf keinen Fall ihre Haare schneiden. Sie verleihen ihr einen gewissen Schutz. Sie fühlt sich weiblicher und attraktiver mit langen Haaren. Aber so kann sie sich nicht vor der gesamten Familie blicken lassen. Emily beschliesst ihre Haare zu einem simplen Zopf zusammen zu binden.

Der Abend der Feier beginnt verdächtig harmonisch. Onkel Renaud und Tante Stella, die sich meistens schon die ersten Minuten in die Haare kriegen, verhalten sich anständig. Man könnte meinen, sie hätten sich angelächelt. Zu Emilys Erleichterung hält sich auch der Geschenkeberg in überschaubarer Grösse. Schon den gesamten Tag zerbrach sie sich den Kopf darüber, ob sie vielleicht doch zu wenig eingekauft hat.

Emilys Mutter serviert stolz ihren selbstgemachten Hackbraten. Auf dem Tisch stehen wärmende Kerzen, die den Anlass in ein feierliches Licht tauchen. Auf einmal spürt Emily eine beissende Hitze im Nacken. Onkel Renaud, Mutter und Vater schreien gleichzeitig auf. Emilys Haare stehen in Flammen! Eine der Kerzen, war wohl etwas zu nahe an ihren Haaren. Vor lauter Schreck, bleibt Emily wie angewurzelt sitzen. Sie unternimmt nicht einmal den Versuch die Flammen zu löschen. Emilys Vater holt einen Eimer mit Wasser und schüttet ihn seiner Tochter schonungslos über den Kopf. Völlig durchnässt stürmt sie ins Bad und weint sich beinahe die Augen aus. Die halbe Familie steht nun vor der Badezimmertür und erkundigt sich nach ihr. Alle sind aufgebracht. Emily betrachtet sich im Spiegel und sieht, was von ihrer ohnehin schon kaputten, aber dennoch sehr langen Haarpracht übrig bleibt : Ein schulterlanger, ziemlich verbrannter Wuschel. Nachdem Emily sich beruhigt hat und in frische Kleidung ihrer Mutter geschlüpft ist, setzt sie sich wieder an den Familientisch. Mitleidige Blicke schleudern ihr entgegen.

Onkel Renauds Freundin, Bella, ist zufälligerweise Friseurin. Sie bietet Emily an, ihr die Haare zu schneiden. Da bleibt Emily wohl nichts anderes übrig. Wiederwillig überlässt sie Bella und der Küchenschere ihr Schicksal.

Strähnen fallen auf den Boden. Gemischte Gefühle durchfluten Emilys Körper. Als sie am Ende in den Spiegel schaut, erkennt sie sich kaum wieder. Ihre Locken kringeln sich und wenn ihre Haare lächeln könnten, würden sie in diesem Moment bis über beide Ohren strahlen. Emily zwinkert ihrem Spiegelbild neckisch zu. Sie gesteht sich ein, dass sie umwerfend aussieht.

Zurück am Familientisch, wird sie von allen Seiten bewundert. Die Kerzen wurden mittlerweile ausgepustet. Aber Emily ist insgeheim froh, dass die Flammen ihren Spliss erwischten. Sonst hätte sie wohl diese neue Emily nie entdeckt.

In diesem Sinne, fröhliche Weihnachten! Und passt auf euch auf 😉

Zum Haare raufen (Trichotillomanie)

Vermutlich ist es den meisten von uns gar nicht bewusst, aber die Haare gehören unter anderem zum sensibelsten und intimsten Bereich unseres Körpers. Vor ein paar Jahren bin ich auf den Friseur und Lehrer „Martin Burri“ gestossen. Durch ihn habe ich einen tieferen Zugang zu diesem Wunderwerk der Natur, unser Kopfhaar, gefunden. Erstaunliches geschah, seit ich die Ausbildung bei ihm absolvierte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich im Leben immer findet, was sich sucht. So geschah es, dass mich eine wundervolle Friseurin, Psychologin und Autorin, Linda Hollatz, über die Landesgrenzen hinaus fand. In ihren Worten, fand ich mich bestätigt in meinem Umgang mit meinem Beruf.

Sie lanciert eine Studie zum Thema Trichotillomanie. Dieser Begriff kannte ich vorher nicht. Menschen mit dieser Krankheit rupfen sich zwanghaft die Haare aus. Gründe dafür gibt es einige. Der tiefere Ursprung liegt aber meist im seelischen Bereich. Die Betroffenen leiden nicht selten stark unter ihrem Zwang. Scham, niedriger Selbstwert, Verachtung sich selbst gegenüber, um nur ein paar der unangenehmen Gefühle der Betroffenen zu schildern, bilden den täglichen Kampf gegen sich selbst.

In dieser Studie von Linda Hollatz der Universität zu Köln, geht es darum aufzuzeigen, welche Wirkung ein achtsamkeitsbasierter Haartermin bei einer* Friseur*in für die Betroffenen hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Menschen die sich geschützt, verstanden und begleitet durch ihre*n Friseur*in fühlen, bereits nach einer Sitzung eine verbesserte Beziehung zu sich und ihren Haaren führen.

Ich war unglaublich gerührt davon, was ich alles spüren und lernen durfte durch meinen ersten Termin mit einer Betroffenen. Wie durch ein Wunder, fingen ihre Haare bereits nach den ersten Spitzen, die zu Boden fielen, an sich zu bewegen. Tränen durften fliessen. Es war, als würde sich eine lang verschlossene Tür bei ihr öffnen. Mir wurde wieder klar, dass jeder Mensch sein kleines Geheimnis in sich trägt. Wir wandern durch die Welt und glauben immer, bei allen andern läuft es besser. Dabei übersehen wir, mit welchen kleineren oder grösseren Problemen unser Gegenüber tagtäglich zu kämpfen hat. Aber kämpfen macht so müde. Dem dunklen Schatten die Hand reichen, der wohl oder über unser Jeder auf irgendeine Weise begleitet, erfordert Mut. Aber die Belohnung hinterher ist gewiss. Manchmal zeigt sich erst durch das Zuwenden des eigenen Schattens, wie einzigartig und wertvoll man ist.

Ich wünsche dir heute Mut und Achtsamkeit.

Raus ins Innern

Ich glaube es ist wichtig, immer mal wieder aus dem Alltag auszubrechen. Die Routine hat uns so stark im Griff, dass wir oft vergessen, dass es nicht nur die „eine“ Realität gibt. Es gibt alle möglichen Realitäten. Glücklicherweise habe ich einen Beruf, in dem ich mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt komme. Ihre Geschichten aktivieren immer wieder einen anderen Teil in mir. Dennoch halten mich die Verpflichtungen und Ressourcen des Alltags oft vom Ausbrechen aus besagtem Alltag ab. Umso mehr freute ich mich darüber, dass mein Freund mich für einen Tagestrip nach Milano entführte. Schnell merkte ich, dass es eigentlich keine grosse Sache ist, mal eben in den Zug zu steigen und in die Welt von anderen Menschen zu tauchen. Die letzten Jahre bin ich nicht mehr geflogen. Und je länger je mehr, verliere ich auch die Lust dazu. Deshalb bin ich so froh, dass es möglich ist, den Zug zu nehmen. Da der Trip so spontan war, hatten wir uns überhaupt nicht auf die Reise vorbereitet. Zugticket kaufen. Einsteigen. Losfahren. Ankommen. Und jetzt? Völlig orientierungslos irrten wir durch diese Millionenstadt, ohne Ahnung von nichts. Plötzlich fand ich mich vor Gebäuden wieder, die ich mal irgendwo auf Bildern gesehen hatte und voller Staunen betrachtete. Viele „Ahaaa’s“ verliessen meinen Mund. Am Abend hatten wir 20’000 Schritte auf dem Zähler und viele neue Eindrücke, die meinen alltäglichen Gedankenstrom für einen Tag unterbrachen.

Bei einer jüngst geführten Unterhaltung, kam der Gedanke zur Sprache, dass wir Menschen Kanäle des Universums sind. Jeder von uns erlebt das Leben durch seinen eigenen Kanal. Es gibt weder ein richtig, noch ein falsch. Wer wir sind und was wir geben, gibt es nur einmal in dieser Form. Und es braucht ein Jeder*, um die Ganzheit des Universums auszufüllen.

Es ist wohltuend in die Welt mit ihrer Vielfalt einzutauchen. Neues auszuprobieren. Dazu gibt es verschiedene Wege. Eine Geschichte lesen, einen Film schauen, fremde Menschen besuchen, ein neues Land oder eine unbekannte Stadt auskundschaften. Einen Tag in ungewohnter Kleidung rumlaufen. Vielleicht fällt dir noch etwas ein, womit du dein ganz persönlicher Lebenskanal befüllen kannst und somit dir selbst und der Welt noch ein Stück weit näher kommst…

Das grosse Krabbeln

Neulich kam ein süsses Mädchen in meinen Salon in freudiger Erwartung eines neuen Haarschnittes. Gemeinsam wählten wir eine passende Frisur aus. Es sollte ein halblanger Bob sein mit Mittelscheitel. Ich begann ihre Haare zu kämmen und entdeckte ein ungebetener Gast auf ihrem Kopf. Frischfröhlich spazierte ein kleines Tierchen auf ihren Haaren herum. Zuerst dachte ich an eine verirrte Fruchtfliege, die auf diesem hübschen Haupt gelandet ist, bis ich beim weiteren Kämmen eine ganze Kolonie dieser Spezies entdeckte, inklusive bald schlüpfender Nachwuchs, der sich in einem Ei ans einzelne Haar festgeklebt hatte. Ohne Zweifel handelte es sich bei diesen Eroberern des Haaruniversums um LÄUSE! Mit einer mir leider nicht ganz gelungener Ruhe, versuchte ich dem süssen Mädchen die schlechte Nachricht zu überbringen. Ihre Miene verzog sich allmählich und sie kommentierte, dass es sie schon länger juckte. Daraufhin musste ich ihre Mutter informieren, die blitzschnell zu uns kam um sich den Schaden anzusehen. Ihr Verdacht, dass sich auch auf ihrem Kopf womöglich eine Läusestadt gebildet hatte, bestätigte sich beim Untersuchen ihrer Haare. Wir waren zuerst ratlos, wie wir vorgehen wollten. Es war klar, dass ich zuerst meine Instrumente desinfizieren musste, bevor ich mit weiteren Gästen arbeiten konnte. Und wie das so ist, begann es mich plötzlich auch zu jucken auf dem Kopf. Ich verschob also die anstehenden Termine ( schliesslich sollte sich diese Mannschaft nicht noch auf weitere Köpfe ausbreiten), putzte den Laden , schickte die beiden schockierten Frauen nach Hause und klatschte mir erstmal eine Packung Henna auf den Kopf. Ob es was brachte, wusste ich nicht, aber ich dachte mir, falls nur eine auf meinem Kopf gelandet ist, würde sie dabei sicherlich keine Eier legen wollen und hoffentlich unter der dicken Paste ersticken ( jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich so brutal rede. Aber es war sie oder ich!). Anschliessend band ich mir ein Tuch um den Kopf und besuchte die Opfer der Läuse zu Hause. Aus Panik hatte die Mutter sich bereits die Hälfte der Haare abgeschnitten und die ihrer Tochter gleich dazu. Auch das empfohlene Shampoo entfaltete in der Zwischenzeit bereits seine vernichtende Wirkung. Beim Ausspülen schwemmte es schon einige der Tierchen hinaus. Aber der Kampf war noch nicht gewonnen. Bewaffnet mit einem Lausekamm und ( Achtung, folgendes ist ein Geheimtipp für euch!) einer Tasse gefüllt mit Apfelessig, arbeitete ich mich Strähne für Strähne durch die Haare. Du nimmst ein Küchenpapier oder ähnliches, tauchst dein Kamm in den Essig und arbeitest dich von der Kopfhaut bis zu den Spitzen durch. Dann, streichst du mit dem Kamm über das Küchenpapier, um die Plagegeister und ihre Eier abzuwischen. Dieser Vorgang wiederholst du, bis du keine Läuse und Eier mehr auf dem Papier vorfindest. Wenn du fertig bist, tränkst du deine Haare grosszügig in Olivenöl und umwickelst sie straff mit Plastikfolie, damit keine Luft mehr rein kommt. Das lässt du ungefähr 3 Stunden einwirken. Somit sollten alle Läuse eliminiert worden sein. Unser Prozess dauerte ungefähr 5 Stunden exkl 3 Stunden einwirken. Es war ein kompletter Läusetag. Und wir schienen erfolgreich zu sein. Das grosse Krabbeln schien besiegt! Am Abend kontrollierte ich noch meine Kinder und mich selbst. Leicht paranoid übertrieb ich es ein wenig mit der Untersuchung in meiner Familie. Aber bis heute scheint es ruhig auf unseren Köpfen zu sein. Ich mag Gäste, aber manche sind bei aller Liebe dann doch unerwünscht. Ich wünsche euch ein krabbelfreies Wochenende. Und sonst, wisst ihr ja jetzt, was zu tun ist 😉

Hochsensibel

Vor Corona war ich einmal an einer Friseur-Schulung für Naturfriseure in Bern gewesen. Genauer gesagt, war es ein Kongress für Friseur*innen, die sich von der konventionellen Hairstyling-Technik unterschieden. Ich war erstaunt, wie viele Haarkünstler es in der Schweiz gibt, die sich für den natürlichen Umgang mit den Haaren entschieden haben. Es gab verschiedene Vorträge und Vorführungen, sowie Praxiskurse und Verkaufsstände. Ein Vortrag wollte ich mir unbedingt anhören. Es ging um das Thema : Hochsensibilität. Zuerst fragte ich mich, was dieses Thema denn mit Haaren zu tun hatte. Ziemlich schnell begriff ich aber, dass was diese Frau uns erzählte, in vollster Resonanz mit mir ging. Sie erwähnte, dass es besonders hochsensible Friseure sind, die sich für den natürlichen Weg entscheiden würden. Das lag vor allem daran, dass man als hochsensibler Mensch nicht mit der „Masse“ klar kommt. Hochsensible verbinden sich mit ihren Mitmenschen auf eine sehr intensive Weise. Dies kann zu Überforderung führen, kann aber auch eine grosse Portion an Empathie und Wahrnehmung des Gegenübers beinhalten. Über die Jahre hat sich bei mir dieses Phänomen der Hochsensibilität vollsten Bestätigt. Ich muss gestehen, es ist ehrlicherweise oft sehr ermüdend. Die dauernde Reizüberflutung bedarf enormes Erholungsbedürfnis. Mein Körper reagiert auf alle emotionalen Empfindungen mit Schmerzen. Was für die meisten Menschen normal ist, ist für mich eine Tortur : Telefonieren ( da käme jetzt ein Lachweinendes Smilie hin) . Ein Telefonat ist für mich ein enormer Kraftakt und ich bevorzuge es, aufwendige Nachrichten hin und her zu senden. Bei der Arbeit zeigt sich meine Hochsensibilität so, dass ich ungestört sein muss. Das macht es für mich sehr schwierig mit anderen Menschen zusammen in einem Raum zu arbeiten. Ich nehme Schwingungen war, bei denen ich mich nicht abgrenzen kann und das beeinflusst mein Schaffen. Umso passender ist meine Höhle des Maison Baobabs für mich. Eine friedvollere Umgebung hätte ich mir nicht wünschen können. Wie mit allem im Leben, ist es auch bei uns Hochsensiblen Menschen eine Frage, wie damit umzugehen ist. In einer Welt voller Reize und Erwartungen im Aussen, fühlt man sich oft wie ein Alien auf dem falschen Planeten. Wenn ich aber Nachrichten bekomme von Klienten, dass ihre Haare tanzen nach einem Haarschnitt im Maison Baobab bei mir, dann weiss ich, meine Hochsensibilität ist auch ein Segen. Sie hinterliess schon bei so manchem Besuch bei mir ein Fünkchen Liebe und Leichtigkeit und Zauber im Haar 🙂 Was ist mit dir? Welche Eigenschaften machen DICH aus? Bis bald und schönes Wochenende!

Bye bye Dreads

Ich erzähle euch heute die Geschichte meiner Kundin Jana*, die sich entschieden hat, ihre Dreads abzuschneiden. Ich kenne sie bereits seit zehn Jahren. Was für eine lange Zeit. Regelmässig kommt sie zu mir um ihre mittlerweile Po-langen Dreadlocks zu pflegen. Wir verbringen jeweils zwei Stunden zusammen und quatschen nebenbei über Gott und die Welt. In der Zwischenzeit sind wir beide Eltern geworden. Ich durfte Jana an ihrem Hochzeitstag die Frisur machen vor ein paar Jahren. Es ehrt mich, wenn ich Menschen ein Stück weit auf ihrem Lebensweg begleiten darf. Auch wenn es „nur“ um die Frisur geht. Als ich von der jüngst erschienenen Diskussion rund ums Thema “ Kulturelle Aneignung“ hörte, dachte ich zuerst an Jana. Ich spürte, dass sie bestimmt mit diesem Thema in Berührung kommen würde, zumal sie genau eine von „denen“ ist, um die es geht : Weisse Menschen mit Deadlocks. Jana kam heute Morgen zu mir in den Laden und ich spürte schon, bevor sie sich hinsetzte, dass sie mit mir etwas dringendes besprechen möchte. Mein Instinkt täuschte mich nicht. Jana meine, sie wolle sich die Haare abschneiden. Sie komme nicht damit zurecht, was gerade diskutiert wird. Folglich unterhielten wir uns über das besagte Thema und wurden beide emotional. Ich bedauerte, dass ich Jana als Kundin verlieren würde, zumal sie immer von weit herreiste um sich von mir pflegen zu lassen. Ich merkte eine Trauer in ihr aufsteigen. Mir war klar, dass ihre Haare nicht nur eine Frisur waren, sondern für sie eine grosse Bedeutung hatten. Schon als sie klein war, fühlte sie sich immer fremd. Äusserlich war sie es ganz und gar nicht, aber im Innern hatte sie immer das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Früh interessierte sie sich für die Schwarze Kultur. Ihre Jugend wurde von Schwarzer Musik geprägt und ihre Vorbilder waren meist Schwarze Menschen. Ihre erste grosse Reise machte sie mit gerade mal 22 Jahren nach Jamaika. Dort lernte sie den Reggae noch mehr lieben. Sie erfüllte sich ihren Wunsch, die Haare verfilzen zu lassen und kehrte von ihrer Reise mit einer neuen Haarpracht zurück. Es fühlte sich gut an. Sie fand Heimat in sich und ihr Äusseres passte endlich zu ihrem Innern. Oft geriet sie in Situationen, in denen sie sich schämte oder manchmal auch schuldig fühlte mit ihren Dreads. Dennoch behielt sie die Mähne und konnte sich nicht vorstellen, wieder ihre „echten“ Haare zu tragen.

Seit ein paar Wochen aber fühlt sie sich als Angriffsfläche. Als Schuldige. Schlaflose Nächte begleiteten sie und der Wunsch nach Unsichtbarkeit wurde grösser. Da waren wir also. Ich mit der Schere in der Hand und Jana mit geballten Fäuste in den Hosentaschen. Es flossen einige Tränen, als ich Jana’s letztes Dread abschnitt. Sie verabschiedete sich von ihren Haaren, als wären es ihre Freunde gewesen, die sie nun gehen lassen musste. Etwas unsicher und nackt sass sie nun vor mir. Sie betrachtete ihr ungewohntes Spiegelbild und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dinge loslassen kann ganz schön schwer sein. Aber jede geschlossene Tür, öffnet wieder eine Neue. Jana freut sich jetzt darauf, sich selbst neu zu entdecken. Wer weiss, welche Überraschungen nun auf sie warten 🙂 Adios Dreadigos! *Name geändert

Kulturelle Aneignung

Geboren als Afro-Schweizerin war ich schon immer auf der Suche nach meiner Identität. Ein intensiver Drang, meinen afrikanischen Wurzeln näher zu kommen, entwickelte ich im Teenager-Alter und fand auch rasch Zugang zu Gleichgesinnten. Allerdings nicht wie erhofft durch mir ähnliche Menschen, sondern hauptsächlich durch weisse Bewunderer besagter Kultur. Zuerst näherte ich mich sanft der Rastafari-Bewegung, um herauszufinden, ob ich dort Heimat finden würde. Aber ehrlich gesagt, belog ich mich selbst, indem ich Ehrfurcht und Bewunderung Menschen zollte, die im Grunde weder den Schmerz nachempfinden, noch die Intention, Ungerechtigkeiten aufgrund der Hautfarbe zu bekämpfen, haben konnten. Mit fortschreitendem Alter zog ich mich von der Bewegung zurück. Was mich aber am meistens störte war nicht die Tatsache, dass weisse Menschen sich mit schwarzer Lebensart identifizierten und solidarisierten. Im Gegenteil : Bei gewissen Personen empfand ich es als sympathisch, wenn sie sich voller Herzblut, trotz ihrer privilegierten Position in der Gesellschaft lieber den Minderheiten anschlossen. Nein vielmehr ertrug ich nicht die unterschwellige Arroganz, die bei einigen Personen mitschwang , und in mir den Verdacht erweckte, im Grunde sich doch irgendwie als etwas Besseres zu fühlen. Später machte ich meine Erfahrungen im afrikanischen Tanz. Hier fühlte ich mich meinem Ziel, meinen Wurzeln zu begegnen schon näher. Auch wenn die Mehrheit der Szene auch von weissen Menschen dominiert wurde, erlebte ich viel Liebe und Verbundenheit und es erbrachte einigen Afro-Schweizer*innen Anerkennung und eine Plattform ihr kulturelles Erbe zu würdigen. Mir fiel auf, dass es viele westliche Bewohner gibt, die sich tief Verbunden fühlen mit einer ihr fremden Kultur und oft darunter leiden, weder in der einen noch in der anderen Welt richtig akzeptiert zu werden. Ihr Wissen und Interesse ist meist gross und bewundernswert. Wie jeder Mensch, suchen auch Menschen die sich eine gewisse Kultur „aneignen“ oft nach sich selbst. Zu was und wem man sich hingezogen fühlt und welchen Lebensweg man einschlagen möchte, sowie welchen inneren Ruf man spürt, kann man beim besten Willen häufig nicht aussuchen. Ja es gibt sie, die Arroganten, die im Grunde nichts ahnenden „Weissen“, die sich der schwarzen Kultur bedienen und sich mit fremden Federn schmücken. Aber es gibt auch die anderen. Diejenigen, die eine tiefe innere Verbindung haben zu einer anderen Kultur. Deren Herz zutiefst berührt wird mit jedem Klang der Trommel und deren Augen glänzen, wenn sie die Farben, die Düfte, die Musik und Vibrationen spüren, die beeindruckende Traditionen mitbringen. Dann gibt es leider auch von der Schwarzen Seite noch viel zu viele, die nicht zu ihrer eigenen Kultur stehen und diese unterstützen und stärken. Es gibt sie alle. Aber nicht zuletzt sind es schon wieder die „Weissen“, die über die Gefühle der „Schwarzen“ bestimmen ( ich kenne viele Schwarze, die sich noch nie über das Beschlagnahmen ihrer Kultur beschwerten, sondern im Gegenteil, sich manchmal sogar darüber freuen, sofern es mit guter Absicht ist). Es sollte jedem Menschen frei stehen, die Musik seines Herzens zu spielen, solange niemandes Würde dadurch verletzt wird. Mich macht es froh, dass Afromusik mittlerweile so eine grosse Anerkennung und Reichweite hat, dass sogar Menschen, die keinen Bezug haben, die Beats rauf und runter spielen. Es gibt mittlerweile unzählige Afrobeats Festivals weltweit. Vor einigen Jahren hätte ich nur davon träumen können. Wenn weisse Menschen, die ansonsten wenig gemein haben mit dunkelhäutigen Kulturen, ein original Kleidungsstück tragen ( wobei ich ehrlicherweise erwähnen muss, dass die bunten WAX-Stoffe meistens in Europa produziert werden) welches auf faire Weise direkt bezogen wurde, macht mich das glücklich. Dadurch weiss ich, das Blatt hat sich gewendet und Mode aus den ärmeren Ländern findet endlich den direkten Weg zu uns in den Westen. Sollten wir nicht das Zelebrieren von Kultur schätzen, solange sie im absoluten respektvollem Rahmen geschieht? Gleichwohl ist die Ausbeutung noch viel zu mächtig und der Graben zwischen Weiss und Schwarz zu tief. Brücken werden gebaut, wenn auch mit Schwachstellen. Aber, sie werden gebaut. Ich fühle mich manchmal uralt wenn ich sehe, wie die Zeiten sich geändert haben. Wie es die Afrobeats in meiner Jugend noch nicht in die Stuben meiner Dorfnachbarn schafften und ich mich einsam zum lauschen der rythmischen Klänge in mein Zimmer zurück zog, im Glauben, ich sei vermutlich die Einzige, die sowas hören möchte. Kulturelle Vermischung ist was Schönes, nur die Ausbeutung sollte ein für alle mal aufhören und die Wertschätzung von „uns Kultureigentümern“ selber noch mehr eingefordert werden. Ich drehe jetzt die Musik von Burna Boy so richtig auf! Let’s go

Sommerferientagebuch

Die Sommerferien sind schon zu mehr als die Hälfte vorbei und die Tage vergingen wie im Flug. Wie sieht denn eigentlich so ein Sommer von Madame Baobabhaar aus? Ruhig, chaotisch und wild. Es gibt mehrere Gründe, warum ich in den Sommerferien weniger mit der Schere klimpere als während der Schulzeit. Viele Gäste von mir sind im Urlaub und es tröpfeln nur vereinzelte Terminanfragen herein. Dazu bin ich auch noch Vollzeitmami. Abgesehen von ein paar Tagen in den gesamten fünf Wochen bin ich rund um die Uhr im Mamaeinsatz. Während zwei Wochen sogar von vier Kindern. Mein Freund hatte seine Kids zu besuch und wir verbrachten einige Sommertage zusammen. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von viel Spass zu viel Streit war bei den Kindern alles dabei. Dementsprechend bin ich ziemlich geschafft. Ich habe ein chronisches Schmerzsyndrom, welches in Dauerschleife lief während den ersten Sommerferienwochen. Wenn die Schulzeit wieder beginnt, werde ich mich wie im Wellnessurlaub fühlen denke ich. Unser Highlight war der Europapark. Egal wie oft ich schon da war und wie alt ich bin, ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind um fünf Uhr morgens aufzustehen um pünktlich um sechs in den Rustexpress einzusteigen. Das erste Mal war ich vier (!) Jahre alt, als ich da war. Als ich mit drei von vier Kindern das Geisterschloss betrat und die Kleinen zwei immer blasser im Gesicht wurden, dachte ich an mein „erstes Mal“ in diesem Gruselkabinett. Sie umklammerten meine Arme und drückten ihre Köpfe an meinen Bauch um nicht hinsehen zu müssen, als wir im wackelnden Aufzug standen. Mit Schrecken stellte ich fest : Vor 29 (!!) Jahren war ich diejenige, die damals meine Tante festhielt aus purer Angst. Eine Mischung aus Faszination und Entsetzung , über die Tatsache, dass seither fast 30 Jahre vergangen sind, die Geisterbahn noch immer die Selbe ist und ich nun die Erwachsene bin, welche die Kinder zu ihrem Kindheitstrauma von heraushängenden Augen und Köpfen auf Tellern überredete, machte sich in mir breit. Aber spätestens mit 33 werden sie dann erkennen, dass es nur Puppen sind, welche tagein tagaus die gleiche Bewegung machen. Also alles easy soweit. Nach dem Europapark verbrachten wir die Tage in Biel. Mein Freund kriegte ein Anruf von seiner Hausverwaltung, er solle nicht erschrecken, die Polizei und Feuerwehr sei letzte Nacht in seine Wohnung eingedrungen wegen eines dringenden Verdachts auf laufenden Wassers. So kam also noch ein wenig Action in unsere Sommerzeit. Der Gedanke war schon ganz interessant, Polizeigrosseinsatz in einer Berner Stadtwohnung, weil die Nachbarin eine Feuchte Wand bei sich entdeckte. Bisschen unangenehm war es schon, wenn ungefragt die Feuerwehr und Polizei in die Wohnung eindringt und „NICHTS“ findet. Sie durchwühlten die Sachen meines Freund, um einen Ersatzschlüssel zu finden, damit sie nicht wieder durchs Fenster raus mussten. Schon ein wenig frech, nicht? Naja, jedenfalls hat man tatsächlich im Haus einen Wasserschaden gefunden, der jetzt behoben wird. Ende gut, alles gut. Zum Schluss möchte ich noch kurz meine Verwirrtheit über die neusten „News“ aus Bern äussern : Kulturelle Aneignung. Geht man jetzt tatsächlich auf ein paar harmlose Menschen los, weil sie fan sind von einer Kultur, aus welcher sie nicht entstammen, wo auf der Welt uuuunglaublich viel mehr kulturelle Ausbeutung stattfindet? Mich stört, dass man in einem Grossgeschäft imitierte billig- Imitationen von ethnischen Produkten verkauft und einkauft, statt sie direkt bei den original Herstellern zu beziehen. Mich stört, wenn Menschen eine ihr nicht entsprechenden Kultur bedienen, indem sie sie kritisieren oder verurteilen der sicher über sie stellen. Ich finde es nicht in Ordnung, dass Menschen sich eigennütz an einer Kultur bereichern, ohne die Erben der besagten Kultur zu entschädigen. Ich schätze Menschen, die respektvoll die Kultur einer Minderheit zelebrieren und deren Wert anerkennen. Es ist wichtig, dass die Schönheit von kulturellem Erbe, besonders von Minderheiten anerkannt und gewürdigt werden. Dadurch die Menschen, deren Kultur es betrifft, endlich die Wertschätzung erhalten, die sie schon immer durch ihre Kunst verdient hätten. Durch diese Propaganda, wird unnötig Hass geschürt. Und ehrlich gesagt, jeder weiss dass Reggae Schwarze Musik ist. Dieses Wissen wird auch nie zu Ende gehen. Und die Original- Musiker werden niemals in den Schatten gestellt werden können. Also bitte kühlt euch ab.. Wäre es nicht schön, wenn wir statt nach Problemen eher nach Lösungen suchen? Zum Beispiel : Wie betrachte ich Menschen mit Liebe? Wer ein liebenden Blickwinkel hat, stiehlt niemandem etwas. Der lässt sich inspirieren, zelebriert und fördert die Verbreitung, und dies gilt es meiner Meinung nah nicht zu verurteilen, solange Respekt oberste Priorität hat. Respektvolle, kulturelle Vermischung kann auch eine Form von Friedensstiftung sein. Alles andere, führt schlussendlich wieder zu Trennung. Ich bin ein Kind aus gemischten Kulturen. Es war schon immer eine Herausforderung zwischen zwei Stühlen zu stehen. Aber letztendlich hilft mir mein Herz. Alles was ich mit meinem Herz betrachte, scheint mir richtig. Es ist komplex, deshalb mache ich hier Schluss. Danke. Ich nehme jetzt ein Schmerzlinderungsbad, damit ich mich in Teil 2 der Sommerferien stürzen kann. Liebe Grüsse viel Sonne euch Lieben