Rollenmuster

Ich gebe es zu, ich bin ein Netflix-Junkie. Ich liebe es mich in Serien und Filme zu vertiefen. Ich liebe es Geschichten zu analysieren und versuche zu verstehen warum Menschen sind, wie sie sind, wie sie dazu gekommen sind, wie sie auf Ereignisse reagieren und mit Problemen umgehen. Serien und Filme ziehen uns so in den Bann, weil sie unsere Emotionen ansprechen. Weil wir uns in die Darsteller hineinversetzten und uns dadurch selbst hinterfragen. Gute Geschichten können einem manchmal sogar unterstützen auf dem eigenen Weg, weil man sich verstanden und weniger alleine fühlt. Bei historischen Filmen wird mir oft bewusst, wie die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau klar definiert war und welchen gesellschaftlichen Einfluss diese klare Rolle hatte. Es scheint wohl in unserer menschlichen Natur zu sein, einer gewissen vorgegeben Struktur zu folgen( auch Tiere folgen Strukturen) Es gibt nicht umsonst den Spruch : Wir sind Schauspieler des Lebens. Rollen können Halt geben, eine Orientierung fürs Leben sein und nützlich können sie auch sein. Sie können ein Zusammenleben vereinfachen, weil jeder seinen Platz hat. Problematisch ist es erst, wenn Rollenmuster keinen Spielraum zulassen. Wenn eine Gesellschaft so stark kontrolliert wird, dass Veränderungen als bedrohlich angesehen werden. Dabei sind Veränderungen und der Tod die einzige Sicherheit die wir im Leben haben. Eine bestimmte Rolle (oder auch mehrere) kann was Schönes sein. Sie gibt uns Wichtigkeit und lässt uns glauben unersetzlich zu sein. Gleichzeitig kann sie für gewisse Menschen ein Gefängnis darstellen. Eine Spirale, aus der man keinen Ausweg findet. Zusammenfassend glaube ich, Rollenmuster braucht man für eine gewisse Zeit. Sie helfen einem bei der Identitätsfindung und persönlichen Weiterentwicklung. Aber es darf anerkannt werden, dass sie temporär sein können. Und auch vertauschbar. Die Rolle, in der man gerade lebt, sollte wie die aktuelle Frisur und die Kleidung die man trägt zu einem passen. Du musst dich nicht ewig hinter einem Rock verstecken, wenn du lieber eine Hose trägst. Finde die Rolle, die zu dir passt, solange sie zu dir passt. Vielleicht ja für immer, vielleicht nur für einen Moment. Es gibt Rollen, die hat man ein Leben lang. Zum Beispiel die Mutterrolle oder die Tochterrolle ( in meinem Fall). Dennoch ist sie nicht starr. Es gibt verschiedene Arten wie man Mutter, Tochter, Enkelin, Sohn, Vater ect. sein kann. Die Kinder entwickeln sich, die eigene Rolle verändert sich dadurch auch. Heute kann ich die Pflegerin sein, morgen Seelsorgerin. Heute möchte ich mich den ganzen Tag mit den Kindern beschäftigen, aber schon übermorgen vertiefe ich mich in eine in mir schlummernde Leidenschaft, die nichts mit den Kindern zu tun hat. Dennoch bleibe ich die Mutter. Egal welche Phase gerade präsent ist. Rollen können anstrengend, einengend, starr und beängstigend, aber auch erfüllend, beglückend, aufregend und befriedigend sein. Tu es wie mit deinen Klamotten : Wechsel sie, wenn sie nicht mehr passen. Schau zu, dass du dich darin wohl fühlst. Wenn es irgendwo zu eng wird, hungere nicht um hineinzupassen, sondern kauf dir eine Grösse grösser 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert